Normal digital?! Das fehlt euch zum Glück

Das Netz ist ein wichtiger Teil der Welt von jungen Menschen. Oft werdet ihr als digital natives bezeichnet, also als Menschen, die das von Geburt an gewohnt sind. Inhalte können (theoretisch) jederzeit, schnell und ohne großen technischen Aufwand von nahezu jedem Ort der Welt durch jede_n eingestellt oder abgerufen werden. Das bietet neue Möglichkeiten, sich eine Meinung zu bilden und sie direkt kundzutun. Durch und über das Internet entstehen vollkommen neue Formen der Information, der Kommunikation, der Kunst, der Partizipation.
Wer aber keinen Zugang zum Internet hat, droht schnell ausgeschlossen zu werden. Die Gründe dafür können ganz unterschiedlich sein: die Geräte wie z.B. Smartphones oder Notebooks sind teuer und nicht jeder kann oder will sich das leisten. Die Post ist in ländlichen Räumen oft noch schneller als das Internet. Mobil surfen mit 3G oder gar LTE weit von der Wirklichkeit entfernt. Zugleich entwickelt sich die digitale Gesellschaft rasant, ganze Landstriche werden aber abgehängt. Welche digitalen Möglichkeiten und Rahmenbedinungen brauchen junge Menschen generell? Was wäre möglich, wenn Breitband mobil oder per Kabel generell vorhanden ist?

Was in unserer Beteiligungsrunden zum Thema Partizipation (im Netz) schon deutlich wurde: Ihr denkt, dass nicht alles nur online möglich sein sollte und wünscht euch weniger Werbung im Netz. Ihr habt den Eindruck, dass viele Leute online keine Chance haben, weil sie keinen Zugang haben oder die Sprache bzw. lange Texte ihnen Schwierigkeiten machen.
Rahmenbedingungen sind aber nicht nur Geld und Technik. Sondern auch individuelle Fähigkeiten, rechtliche Grenzen und die Frage nach Freiheit und Freiräumen. Denn da gibt es auch jede Menge Gesetzte, an die man sich halten muss und die man vielleicht kennen müsste; das fängt bei den AGBs an und hört bei GEMA-Gebühren und Recht-am-eigenen-Bild noch lange nicht auf. Vielleicht hat man auch keinen Zugang zum Netz oder zu bestimmten Angeboten, weil die Seite nicht auf dem mobilen Gerät angezeigt werden kann; oder weil jemand schlecht sieht und die Seite ganz klein geschrieben ist und viel zu bunt. Denn: viele Informationen gibt es heute nur noch im Internet. Auch Menschen mit Behinderungen sollen diese Informationen gut finden, benutzen und verstehen können. Das heißt, Angebote sollten sich an ganz viele verschiedene Menschen richten.

In bisherigen Runden habt ihr gefordert, dass junge Menschen auch lernen müssen, wie sie mit den Informationen im Netz umgehen. Und ihr habt klar gemacht, dass es viele unterschiedliche Formate für verschiedene Bedürfnisse gibt. Wichtig ist auch, dass trotz der breiten Verfügbarkeit von so vielen Informationen immer auch die Privatsphäre von Einzelnen geschützt wird, dass man sich sicher im Netz bewegen kann kann, aber gleichzeitig nicht in den eigenen Freiräumen eingegrenzt wird. Denn wenn euer Treffen mit den Freunden online stattfindet, sollte es ja trotzdem möglich sein, die Tür zu schließen, damit nicht alle mitbekommen worüber ihr redet.


Seid ihr online? Was braucht ihr im Netz? Wo werden euch Steine in den Weg gelegt? Was braucht es, damit ihr online sein könnt? Was sind Freiräume im Internet, die ihr selbst getalten wollt und was hindert euch daran?

 

WAS WIRD AUS EUREN BEITRÄGEN?

Der Deutsche Bundesjugendring (DBJR) erarbeitet zur Zeit Handlungsempfehlungen zum Thema „Infrastruktur“. Dabei geht es zum Beispiel um die Fragen von Mobilität, Daseinsvorsorge, Angeboten vor Ort und im Internet. Der DBJR tut dies im Rahmen seiner „Themenpatenschaft" in der AG "Jugend gestaltet Zukunft“. Das bedeutet er erarbeitet Handlungsempfehlungen zum Thema, die die AG beraten und für die Demografiestrategie vorschlagen wird. Eure Ergebnisse zur Frage „normal digital!? Was fehlt (euch) zum Glück?" fließen in eben diese Empfehlungen des DBJR und der AG ein.

 

WEITERE INFOS ZUM THEMA

Inklusion im Netz

Inklusion – Was ist das eigentlich? Was bedeutet es vor allen in Bezug auf das Internet? Inklusion heißt Zugehörigkeit, also das Gegenteil von Ausgrenzung. Wenn jeder Mensch – mit oder ohne Behinderung – überall dabei sein kann, dann ist das Inklusion.
Inklusion kann also nur dann gelingen, wenn es keine Hindernisse mehr gibt. Hindernisse nennt man auch Barrieren und ohne Hindernisse heißt dann: barriere-frei. Auch das Internet soll barriere-frei werden, weil es viele Infos heute nur noch im Internet gibt. Information wird je nach Art der Behinderung in verschiedener Weise wahrgenommen.

Barrierefreies Internet bedeutet, dass eine Internetseite für jede_n lesbar und bedienbar ist. Sie soll es unter technischen Aspekten (Browser, Betriebssystem), wie auch bei den inhaltlichen Gesichtspunkten (Verständlichkeit, Benutzerfreundlichkeit) sein. Dazu gehört zum Beispiel auch die „leichte Sprache“. Damit wird eine barrierefreie Sprache bezeichnet, die sich durch einfache, klare Sätze und ein übersichtliches Schriftbild auszeichnet und deshalb besser verständlich ist, insbesondere für Menschen mit Lernschwierigkeiten.
Wie das aussehen kann, könnt ihr zum Beispiel hier sehen.

Vielleicht auch noch interessant:

Inklusion durch Technik? Der Designforscher Tom Bieling und sein Team haben die Lorm Hand und den Lorm Glove entwickelt, mit denen taubblinde Menschen über größere Entfernungen kommunizieren können. Warum die technischen Hilfsmittel nicht nur praktisch für den Alltag sind, sondern auch mehr gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen, erläutert der Wissenschaftler in einem Beitrag.

Begegnungen mit der Zukunft. Welche Rolle spielen technische Entwicklungen für Inklusion? Und was muss sich in der Gesellschaft verändern, damit Teilhabe und Inklusion gelingen? Das wurde hier diskutiert.

Schrumpfende Regionen: Wie das Internet das platte Land belebt (Dirk Asendorpf, Deutschlandradio Kultur) Digitale Informationstechnik soll der Abwanderung aus ländlichen Regionen entgegenwirken − durch verbesserte ärztliche Versorgung und Mobilität sowie neue Arbeitsmodelle.